Müllsammelaktion 2018 - Minsener Oog

von Peter

Bis auf wenige Ausnahmen betritt kein Mensch Minsener Oog, das Kleinod des Vogelschutzes südöstlich von Wangerooge. Schon seit 1959 steht die Insel unter Naturschutz, damit Möwe, Gans und Seeschwalbe in Ruhe brüten und rasten können. Dennoch hinterlässt der Mensch tonnenweise trauriger Spuren, denn zweimal täglich fließt hier das Wasser des gesamten Jadebusens hinaus, auf dem Rückweg das Wasser der Nordsee wieder hinein. Gewaltige Wassermassen, die viel Gepäck im Schlepptau haben: Fischernetze, Handschuhe, Styroporboxen und was auch sonst so in der Berufsschiffahrt gebraucht wird. Zudem Kleinteiliges, Zerfasertes.

Und auch: Heliumballons. Diese gut gemeinten Glückwünsche fröhlich Frischvermählter werden zu traurigen Zeugen unbedachten Handelns. Der Lack ist ab, die Luft ist raus, der Folienrest hängt fest am bunten Bändsel im Strandhafer des Naturschutzgebiets. Und wird, wie auch all der andere Kram, den Seevögeln zum Verhängnis. Je kleiner die Fäden, umso weniger lassen sie sich von den natürlichen Materialien unterscheiden.

An den Skeletten der verendeten Vögel hängt noch der Knoten aus Plastikfäden, der ihr Ende bedeutete.

Deshalb haben sich am 18. August etwa 70 Mitglieder von Soltwaters e.V., Männer, Frauen und Kinder aus den umliegenden Häfen, zum Sammeln, Schneiden, Buddeln versammelt. Schon zum dritten Mal findet diese Aktion statt. Dafür werden in enger Abstimmung mit der Nationalparkverwaltung Ort und Zeitpunkt festgelegt, anschließend erfolgt der Aufruf an die Mitglieder -Einzelpersonen und angeschlossene Vereine - sich zu beteiligen. Dem wird auch vom SLRV gerne gefolgt, der sich mit über 40 Mitgliedern auf den Weg macht.

Bei vier Beaufort und ablaufendem Wasser segeln wir von Hooksiel an die Insel heran. Das Wasser geht, und es kehrt die friedliche Ruhe ein, die dieses Revier so einzigartig macht. Graubrauner Wattboden knistert leise, Krebse huschen weg und Wattwürmer werfen Kringel an die Oberfläche. Austernfischer rufen, wie immer leicht aufgeregt, unter einem Schäfchenwolkenhimmel.

Am Strand angelangt aber wird das Ausmaß der Verschmutzung schnell sichtbar. An vermeintlich kleinen, sichtbaren Plastikfäden unter dem Sand tun sich ganze Netzungetüme auf, die energisch ausgegraben werden. Früher gab es eine Feldbahn auf der Insel, von der heute größtenteils nur noch Pfahl- und Gleisreste übrig sind. Hier bietet sich ein besonders erschreckender Anblick: tonnenweise Netze, Tampen und Taue haben sich an den alten Gleisanlagen gleichsam festgewachsen. Mit jedem verfügbaren Gerät - vom Segelmesser bis zur Flex - wird Ihnen zu Leibe gerückt. Das strengt sichtlich an, aber alle ziehen im wahrsten Wortsinn an einem Strang. Freiwillig und in der Freizeit, das ist nur durch die große Liebe zum Revier zu erklären. „Wir schätzen und mögen dieses Revier, denn es ist anspruchsvoll und schön zugleich. Da liegt es nahe, auch zu seinem Schutz beizutragen,“ sagt einer der Segler.

Nach den drei Stunden, die die Tide uns einräumt, stehen jede Menge randvoll gefüllte Bigpacks, rund um die Insel und warten auf Abholung. 15 Kubikmeter Müll.

Vermutlich wird auch im nächsten Jahr wieder jede Menge zu sammeln sein. Der Gedanke der Vergeblichkeit drängt sich auf, wissen doch alle Beteiligten um die Riesenmengen Müll im Meer. Aber: dieser Dreck ist erst mal weg, aus den großen Teilen wird kein Mikroplastik, aus den dünnen Fäden keine Falle. Wir kehren auf unsere Schiffe zurück, die Austernfischer können sich wieder beruhigen. Sie und ihre Kameraden können nun hoffentlich mal eine Weile natürliche Nester bauen und das futtern, was ihnen bekommt.

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